Living Box Flüeler ⁄ Luzein ⁄ 2005
NEUBAU DIREKTGEWINNHAUS
Oberdorf, 7242 Luzein
Bauherrschaft: Marianne Flüeler, Luzein
Auszeichnung: Anerkennung Holzbaupreis Graubünden 2007
In Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege des Kantons Graubünden wurde der Neubau so situiert, dass er in die Gebäudegruppe des Stammhauses im Westen eingebunden wird. Der Eingriff in das Gelände ist minimal. Der stark ausgedünnte Obstgarten wird durch Pflanzung von Hochtstämmern vervollständigt. Die traufständige Stellung des Gebäudes zur Strasse, der längliche Baukörper und seine Konstruktion in moderner Holzbauweise nehmen die Typologie der ortsüblichen Stallbauten auf und setzen diese zeitgemäss um.
Situation
Das Erdgeschoss ist gedeckter Aussenraum mit einem Gästezimmer. Feine Stahlstützen und aussteifende Andreaskreuze tragen das darüberliegende Wohnbranchelet. Über die leicht zu gehende, am aufgesetzten Dachstuhl aufgehängte Stahltreppe erreicht man das Wohngeschoss in Holzbauweise. Der Wohnraum gegen Westen, die Küche gegen Süden und das Schlafzimmer gegen Osten sind entlang der durchgehenden Südverglasung als lineares Raumkontinuum angeordnet.
Obergeschoss
Erdgeschoss
Die Tragstruktur rhythmisiert filmartig die Aussicht in die Prättigauer Landschaft. Die Südfassade dient im Winter als Kollektor für die Sonnenenergie, die in den Betonplatten der Verbunddecken gespeichert wird. Von jedem Raumsegment gelangt man auf den durchgehenden Südbalkon, der sich im Westen zur gedeckten Terrasse in der Achse des Wohnraums mit Blick auf die Bauerngärten ausweitet. Über dem Wohnkubus und der Westterrasse liegt der hutartige Dachstuhl, an dessen vorkragenden Sparren an feinen Rundstählen der Südbalkon und die Nordtreppe aufgehängt sind. Die einfache Formensprache, die Holzschalung und das Blechdach sind vertraute Gestaltungsmittel im Prättigau. Der moderne, nicht anbiedernde Umgang mit diesen Gestaltungsmitteln ermöglicht einen selbstverständlichen respektvollen Dialog mit der bestehenden wertvollen Bebauung und Landschaft.
Längsschnitt
Ziel war es, an dieser herausragend gut besonnten Lage ein Solarhaus zu bauen, dass mit möglichst wenig Technikkomponenten auskommt. Die gewählte Konstruktionsweise erlaubt eine durchgehende hochgradig gedämmte Hülle, Wärmebrücken werden minimiert. Das Gebäude ist so ausgelegt, dass ohne weitere technische Hilfsmittel der sommerliche Wärmeschutz (Vordach) und die winterliche Ladung der Massenspeicher erfolgen kann. Das Gebäude wird zum Kollektor und Speicher. Auf eine Wärmerückgewinnungslüftung konnte deshalb verzichtet werden. Warmwasser und ein geringer Anteil an Stützwärme wird über eine gesteuerte Kleinstwärmepumpe mit Boiler produziert. Die Energie, die durch eine Rohrsschleife parallel zur Kanalisationleitung der Erde entzogen wird, generiert Heizleistung. Ein Holzofen mit geführter Zuluft kann in Kältespitzen zusätzlich eingefeuert werden.
Holzbau: ruwa holzbau, Küblis
Energieplaner: Andrea Rüedi, Chur
Bauingenieur: Jon Andrea Könz, Zernez
Fotografie: Tom Kawara, Zürich